Panorama Schweiz – Aspekte einer Schweizer Landeskunde im Deutschunterricht
Wie existiert die Schweiz in Ihrer Wahrnehmung? Denken Sie an die Schweiz, wenn sie Deutsch unterrichten? Unter uns: Dieser kuriose Kleinstaat, in dem die deutschsprachige Bevölkerung nicht nur in der Familie, sondern praktisch in allen Lebenssituationen statt Standardsprache mehr oder weniger verständliche Schweizer Dialekt(e) spricht, kommt Ihnen zu Recht nicht als erstes Thema für den Deutschunterricht in den Sinn. „La Suisse n’existe pas“ – dieser provokative Satz des Künstlers Ben Vautier gilt daher auch für viele DaF-Lehrwerke. Deutschland bietet genügend relevante Themen.
„La Suisse n’existe pas“ war auch das vieldiskutierte Motto des Schweizer Pavillons an der Weltausstellung von Sevilla 1992. Mit Blick auf die kulturelle Vielfalt der viersprachigen Schweiz hat diese Aussage seit jeher ihre Stimmigkeit. Denn die eine Schweiz gibt es nicht, sondern viele „Schweizen“. Die Schweiz hat keine einheitliche Kultur und keine gemeinsame Sprache und zu Recht stellt sich in diesem Zusammenhang die Frage nach ihrer kulturellen Identität. Gleichzeitig besteht in dieser Vielfalt ihr besonderer Reiz. Nicht zuletzt gilt das auch für die Schweizer Landschaft.
Es gibt ein paar Paradoxe, die die Schweiz für den Unterricht interessant machen. So mag der Kleinstaat auf der politischen Weltbühne unbedeutend sein, wirtschaftlich gehört er zu den Grossen. Die Schweiz liegt im Herzen Europas und lebt im Kleinen die europäische Idee, trotzdem ist sie kein Mitglied der EU. Sie teilt mit den europäischen Staaten das demokratische System und unterscheidet sich dennoch fundamental in ihrer demokratischen Praxis. Sie hat keine einheitliche Kultur, keine verbindende Sprache und existiert doch.
In diesem Workshop wollen wir verschiedene Wege erkunden, wie die kulturelle und landschaftliche Vielfalt und die Besonderheit der Schweiz im Unterricht vermittelt werden könnten. Wir starten im ersten Teil mit einfacheren Themen und Anregungen für das Niveau A2 und bewegen uns dann im zweiten Teil auf Niveau B1/B2. Auf diesem Weg wird uns auch Wilhelm Tell begegnen, der Schweizer Bruder des skandinavischen Schützen Toko – eine sagenhafte Verbindung unserer Länder. Vielleicht kann Tell, diese mythische Figur, sogar ein Schlüssel sein, der überraschende Zugänge zur Schweiz eröffnet und ein tieferes Verständnis ermöglicht.
Beatrice Mall-Grob ist in Basel geboren und in der Deutschschweiz aufgewachsen. Nach der Matura hat sie in Basel und München Germanistik und Geschichte studiert. Nach ihrem Abschluss war sie als Assistentin mit Lehrverpflichtung am Deutschen Seminar der Universität Basel tätig. 1998 hat sie in Neuerer deutscher Literaturwissenschaft über literarische Kindheitsmodelle bei Jean Paul und Adalbert Stifter promoviert. Seit 2003 unterrichtet sie Erwachsene in Deutsch als Fremdsprache, ab 2006 am Sprachenzentrum der Universität Basel. Dort ist sie seit 2014 für den Fachbereich Deutsch zuständig. Daneben engagierte sie sich in der Literaturvermittlung an der Volkshochschule Basel, unterrichtete Vortragstechnik und Rhetorik an verschiedenen Institutionen, war Stiftungsrätin und Präsidentin der Basler Hebelstiftung und von 2005-2016 Jury-Mitglied des Johann Peter Hebel-Preises des Landes Baden-Württemberg. Beatrice Mall-Grob unterrichtet verschiedene Kursformate auf allen Niveaus. Ihr persönlicher Schwerpunkt ist die Förderung der Gesprächs-, Präsentations- und Schreibkompetenz. Die Integration von Schweizer Themen in den Unterricht ist ihr ein besonderes Anliegen.